Die Osterkerze - Sinnbild des Lebens
Die Osternacht beginnt so ganz anders, als wir den Beginn unserer Gottesdienste kennen. Sie fängt in völliger Dunkelheit an, dunkel wie das Leben manchmal selbst daher kommt mit Unrecht, Hass, Krankheit, Leid und Tod. Und in dieses Dunkel hinein wird ein Licht entzündet, die Osterkerze. Sie ist nicht nur eine einfache weiße Kerze, sie steckt voller Symbolik, die uns den Weg weisen will. Ihre Mitte ist gezeichnet von einem roten Kreuz, rot wie die Narben am Leib des am Kreuz gestorbenen Jesus. Doch dem nicht genug, hineingedrückt sind fünf rote Nägel, die an die Wunden seiner Hände, Füße und an seine Seite erinnern. Festgenagelt am Kreuz hat Jesus die Hoffnung auf einen Gott, der Leben schenkt, nicht aufgegeben. Diese Zeichen erinnern aber auch daran, dass Ostern nicht am Leid vorbei gefeiert werden kann. In die Quadranten des Kreuzes ist die Jahreszahl hineingeschrieben. Und über und unter unserem manchmal verdunkelten Jahr stehen Alpha und Omega, die ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabets. Unsere Zeit ist in Gott, der das A und O der Geschichte ist, geborgen.
Die Kerze aber bleibt nicht dunkel, sie wird entzündet. Das Licht wird in die Kirche getragen und von Hand zu Hand weitergegeben, verstärkt durch den Ruf: Lumen Christi – das Licht Christi. Und wir stimmen ein und bestätigen: Deo gratias – ja, so ist es, Dank sei Gott. All unsere Dunkelheiten werden verwandelt in das Licht der Auferstehung, dem Tag, der uns aus der Hoffnungslosigkeit des Todes reißt. Wir dürfen hoffen auf ein unendliches Leben, das auf uns zukommen wird, in dem wir für immer bei Gott ankommen und Gott bei uns ankommt. Am Ende der Osterzeit wird die Osterkerze nicht einfach weggestellt. Zur Taufe und zur Beerdigung wird sie wieder angezündet und erinnert daran, dass Gottes Liebe unser Leben, beginnend mit dem ersten Atemzug bis zum letzten Aushauchen und darüber hinaus, ummantelt. Nicht der Tod, sondern das Leben hat das letzte Wort.
Dr. Barbara Geis