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St. Martinus

Kirche St. Martinus

Von einer gotischen Vorgängerkirche stammt der 500 Jahre alte Turm. 1791 wurde ein neues Kirchenschiff im barocken Stil angebaut. Seit den sechziger Jahren wurde die Kirche mit wertvollen Bildern und Skulpturen geschmückt. 1997 haben wir die Kirche renoviert. In Respekt vor den Traditionen haben wir die Kirche umgestaltet und dem Innenraum nach den liturgischen Notwendigkeiten eine kommunikative Ausrichtung gegeben.

Hochaltar

Im Jahr 1791 wurde die Kirche, in der Sie sich befinden, eingeweiht. Die festliche, barocke Halle verweist auf den Hochzeitssaal, von dem Jesus in Gleichnissen spricht, wenn er das Reich Gottes, den Himmel, beschreibt.

Kirchen sind gebaut worden als Ort der Begegnung zwischen Gott und den Menschen: die Nähe Gottes in seinem "Haus" unter den Menschen wird greifbar und die Gemeinde antwortet dankbar für die Gegenwart Gottes, indem sie sein Lob singt. Darum kommt die Gemeinde zusammen. Zugleich wird sie sich der ständigen lebensspendenden Nähe Gottes in der Feier der Sakramente bewusst.

Darum haben wir die Kirche für die bessere gottesdienstliche Feier nach den Anforderungen des letzten Konzils (1962-1965) umgestaltet und am 8.11.1997 wieder eröffnet.

Diese Umgestaltung zollt dem historischen Kirchenraum und den alten Gegenständen und Kunstwerken Respekt.

Der Bonner Liturgiewissenschaftler Prof. Albert Gerhards hat das Konzept von einem "Ellipsenmodell" speziell für alte Kirchen entwickelt mit Altar und Ambo als den beiden Brennpunkten des liturgischen Geschehens. In der Kirche St. Martinus wurde dieses Modell, erstmals im Bistum Aachen, verwirklicht.

Altar

Der Altar wurde an der Längswand des Langhauses aufgestellt, der Ambo gegenüber angeordnet. Vorteil bei der Umgestaltung des Gotteshauses: Die Ausrichtung eines großen Teiles der Kirchenbänke zum Hochaltar und damit das bisherige Raumkonzept der "Wegekirche" mit einem Mittelgang ist somit erhalten geblieben.
Der Rokoko-Hochaltar mit dem Tabernakel ist weiterhin an seinem Platz im Chorraum.

Taufbecken

In der Mitte zwischen den alten Eingangsportalen steht das neuromanische Taufbecken (Ende 19. Jhdt.), in dem wir durch das Taufsakrament Menschen neu in unsere Lebensgemeinschaft mit Gott aufnehmen. Zugleich dient das Taufbecken uns als Weihwasserbecken: wir schöpfen Weihwasser und erinnern uns an die eigene Taufe.

Die ursprünglich zwei großen Bankblöcke sind heute in der Mitte jeweils durchbrochen und dadurch in vier Blöcke aufgeteilt. Die Bänke sind einander zugewandt, denn zwischen den Bänken sind neue Orte entstanden, die für die Feier des Gottesdienstes zentrale Bedeutung haben.

Ambo

Auf der nördlichen Seite sehen Sie den Ambo aus Blaustein (1956/57 von E. Hillebrand geschaffen), von dem das Wort der Heiligen Schrift verlesen und ausgelegt wird. In seinem Wort will Gott uns zum Leben ermutigen, das Leben korrigieren, es trösten, es aus dem Tod erwecken. In der bildlichen Darstellung vom Sterben des Weizenkorns, das im Vergehen neuer Frucht das Leben schenkt (Joh 12,24), hat der Künstler dies ausgedrückt

Auf der südlichen Seite ist zur Feier des Mahles Jesu ein schlichter Altartisch mit einer Blausteinplatte errichtet.

Wenn der Priester von seinem Platz nach der "Feier des Wortes" an den Altar wechselt, wird deutlich, wie der erste große Teil des Gottesdienstes - der Wortgottesdienst - zu Ende ist und nun der zweite Teil - die Eucharistie - beginnt. Der Weg zwischen beiden Polen macht deutlich: der "Tisch des Wortes" und der "Tisch des Mahles" sind miteinander verbunden. Symbolisch verstanden meint dieser Weg: wir befinden uns auf dem Weg des Lebens und des Glaubens. Aufgerufen durch Gottes Lebenswort werden wir uns durch sein Brot des Lebens (Joh 6,35) stärken lassen, Zeugnis abzulegen von der Hoffnung, die wir in uns tragen. Am Altar werden die Gaben der Gemeinde bereitet. Dort wird das große Lob- und Dankgebet gesprochen. Von dort empfangen wir die Eucharistie. Währenddessen ist die Gemeinde um den Tisch des Mahles versammelt - darum sind die Bänke einander zugewandt -, wie sie es um den Ambo ist.

Tabernakel

Die übriggebliebenen Brotstücke der Eucharistie werden zum Tabernakel im Hochaltar gebracht und dort aufbewahrt - die Ewig-Licht-Lampe (Ende 18. Jhdt.) zeugt davon -, damit Kranke und Menschen in Lebensgefahr die Eucharistie empfangen können. Der Hochaltar (1845 von F.W. Klausener geschaffen und 1891 ergänzt) zeigt eine Darstellung unseres Pfarrpatrons, des hl. Bischofs Martin von Tours, und der hl. Katharina von Alexandrien. Hinter dem Hochaltar ist der Raum für Beichtgespräche eingerichtet. Dort befindet sich ein Kruzifix-Corpus (Anfang 16. Jhdt.) und eine Abendmahlsdarstellung (Antwerpen, Ende 16. Jhdt.).

An vier Stellen in unserer Kirche also, in Kreuzform, geschieht, was für den Vollzug unseres Glaubens wesentlich ist:

  • die Taufe gliedert uns in das Leben Gottes ein,
  • das verkündete Wort Gottes bleibt uns Richtschnur,
  • das Brot des Lebens, das uns vom Altar gereicht wird, stärkt uns,
  • die Barmherzigkeit Gottes in der Vergebung richtet das Leben auf und macht es frei.
Madonna

Die weitere Ausstattung der Kirche bezeugt, dass wir uns heute in der großen Kette von Glaubenszeugen wissen.
Vier kostbare Mariendarstellungen zeigen uns auf verschiedene Weise, wie sich die Mutter Jesu dem Plan Gottes geöffnet hat: Im Turm, der etwa 500 Jahre alt ist, zeigt das Altarbild (Norditalien um 1500) den Besuch des Engels Gabriel bei Maria - umrahmt von den heiligen Antonius, Laurentius, Sebastian, Stephanus und den 12 Aposteln; die Skulptur der Anna Selbdritt (Süddtld., Ende 17. Jhdt.) stellt Maria mit ihrer Mutter Anna und ihrem Sohn Jesus dar; die Pieta (Westfalen, 1550-1600) zeigt die Schmerzensmutter, die den toten Sohn auf dem Schoß trägt. In der Kirche, neben dem Ambo, ist die Figur der Mutter mit dem Jesuskind (Süddtld., Mitte 18. Jhdt.) zur Verehrung aufgestellt.

Außerdem sehen Sie im Kirchenraum das Relief (2. Hälfte, 16. Jhdt.), das den heiligen Martin als Soldat beim Teilen seines Mantels mit dem Bettler zeigt. Er weist uns darauf hin, dass sich unser Glaube im Tun erweisen muss. Jesus selbst hatte das Gebot, Gott und den Nächsten zu lieben als Zentrum des christlichen Lebens erklärt (Mk12,28-34).
Auf der südlichen Seite sehen Sie den hl. Sebastian (Süddtld. um 1500), der angebunden und von Pfeilen durchbohrt für den Glauben an Jesus Christus sein Leben einsetzt.

Unter der Orgelempore zeigt das Bild David Teniers d. Ä. (1618), eines Zeitgenossen von P. P. Rubens, die Segnung der Kinder durch Jesus (Mk 10,13-16).
Neben dem Aufgang zur Orgel stellt das Passionsbild von Willem Key (um 1560) den kreuztragenden Christus dar, dem Veronika das Schweißtuch reicht.

Orgel Richterich

Ein Blick zurück zeigt die historische Maaß-Orgel von 1836. Sie ist die älteste Orgel in Aachen und das erste Instrument dieses Gotteshauses. Über den Orgelbau befinden sich, teils im Diözesanarchiv, teils im Pfarrarchiv, als Urkunden der Contract zwischen der Pfarrgemeinde und dem Orgelbauer Gerhart Maaß aus Köln vom 15.02.1833 mit der Baugenehmigung des Erzbischofs von Köln, Ferdinand August, vom 16.02.1833 und der königlichen Regierung in Aachen vom 23.02.1833. Im Sommer 2003 wurde die Orgel von der Firma Josef Weimbs-Orgelbau aus Hellenthal gereinigt und neu gestimmt. Detailbilder der Orgel

Die Ausstattung des Kircheninnern, die Musik, die gesamte Atmosphäre sollen den Menschen auf seinem Lebens- und Glaubensweg begleiten. In allen Höhen und Tiefen finden Sie Anknüpfungspunkte, sich mit der Gemeinde Gottes Nähe zusagen zu lassen und ihm für seine Gegenwart zu danken.

Wenn Sie die Kirche durch die wiedereröffnete Tür am Hochaltar verlassen, betreten Sie die 1997 neu errichtete Kapelle, die werktags geöffnet ist und immer zum Verweilen, zum Beten, zum Anzünden einer Kerze einlädt

Im Turm rufen drei Glocken zum Gottesdienst.

Fensterbild von Gilles Alfera

Im Turm der Kirche befindet sich unter anderen ein Fensterbild von Gilles Alfera mit dem Titel "Das Gebirge". Das Gebirge bildet das Zentrum der Welt. Rundherum vollzieht sich das Kommen und Gehen der Tage. Auf seinem Gipfel: Der Baum des Gartens mit den reifen Äpfeln. Das Gebirge - die Achse des Bundes zwischen Himmel und Erde - trägt die Farben des Regenbogens. Zu seinen Füßen: Der Eingang, der in das Leben führt, zu dem wir eingeladen sind, wenn wir die Pilgerschaft durch das Labyrinth zu Ende gebracht haben.

Sie haben in kurzer Form Wesentliches über die Martinuskirche erfahren. Am besten erleben Sie den Kirchenraum, wenn Sie mit der Gemeinde hier Gottesdienst feiern. Informationen dazu hält unser Pfarrbrief "DreiKlang" bereit, der in der Kirche zum Mitnehmen ausliegt.
Viele Detailinformationen zu den Kunstwerken in St. Martinus sind wissenschaftlich aufbereitet in einem Buch: "KUNST IM VERBORGENEN" nachzulesen. Dieses Buch ist leider vergriffen.