Pfingsten – ein Fest, das begeistert

In vielen Kirchenliedern, die wir an Pfingsten singen, ist vom Heiligen Geistes die Rede. Schon im Alten Testament lesen wir von sechs Geistesgaben (Jes 11,2), die um eine siebte Gabe erweitert wurden. Im Christentum ist die Zahl 7 ein Ausdruck für Vollkommenheit und Ganzheit.
Der Heilige Geist gibt alles.
Welche Bedeutung haben die Gaben des Heiligen Geistes für uns heute?
Die erste Gabe ist die Gabe der Weisheit. Damit ist etwas anderes gemeint als Pfiffigkeit, Schläue oder auch Raffinesse. Die Gabe der Weisheit lässt sich nicht von oberflächlichen Argumenten beeinflussen. Sie will uns helfen zu unterscheiden, was richtig oder falsch, wichtig oder unwichtig ist.
Die zweite Gabe ist die Gabe der Einsicht. Sie ist eng mit der Weisheit verbunden. Sie ist mehr als ein momentaner Durchblick. Sie will uns stärken, genauer hinzusehen in das Wesen von Menschen, Bildern und Informationen, um aus der Enge in eine Weitsicht zu finden, die den Nächsten mit Rücksicht und Achtsamkeit im Blick behält.
Die dritte Gabe ist die Gabe des Rates. Wer von uns hat nicht schon einmal einen Rat gebraucht oder ist um einen Rat gefragt worden. Die Gabe des Rates möchte uns helfen, keine Rat-Schläge zu erteilen, sondern zunächst einmal zuzuhören, still zu werden und mit dem Gegenüber nach einer Lösung zu suchen. Nur im Miteinander kann Verständnis und Hilfe entstehen.
Die vierte Gabe ist die Gabe der Stärke. Sie will uns stärken, um auch in schwierigen und vermeintlich aussichtslosen Lebenssituationen nicht den Mut zu verlieren, immer wieder neu aufzustehen und nicht liegen zu bleiben. Gott ist auch in den Tiefpunkten an unserer Seite, selbst wenn wir ihn nicht spüren.
Die fünfte Gabe ist die Gabe der Erkenntnis. Sie ermutigt uns, unseren Verstand zu bemühen und interessiert zu bleiben an Wissenschaft und Forschung. Sie weiß aber auch um die Grenzen der menschlichen Erkenntnis, dass es keine letzte Gewissheit gibt. Die Gabe der Erkenntnis lässt demütig werden, denn letzte Erkenntnis gibt es nur nach dem Tod bei Gott.
Die sechste Gabe ist die Gabe der Gottesfurcht. Damit ist nicht gemeint, dass wir uns vor Gott fürchten müssen, wohl aber, dass wir uns vor einem liebenden Gott einst verantworten müssen, und wir können uns dann nicht auf Mehrheitsmeinungen berufen. Gott ist der Maßstab. Ein Mensch, der sich selbst zum Maßstab macht, ist zum Fürchten.
Die siebte Gabe ist die Gabe der Frömmigkeit. Sie schenkt uns die Kraft, uns Gott in allen Lebenssituationen verbunden zu fühlen. Sie äußert sich darin, sich täglich Zeit zur Stille und zum Gebet zu nehmen. Für die Gabe der Frömmigkeit gibt es keinen gottlosen Raum und keine gottlose Zeit.
Ich wünsche uns, dass wir offen sind für die Gaben des Heiligen Geistes, denn einem Gott, der uns so beschenkt, können wir uns anvertrauen im Leben und im Sterben.
Dr. Barbara Geis