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Die Kirche St. Philipp Neri in Aachen Gut Kullen

Philipp Neri Kirchweihe

Der Grundstein zur Kirche St. Philipp Neri wurde am 5. Juli 1987 gelegt. Schon am 4. Dezember 1988 konnte Bischof Dr. Klaus Hemmerle die Kirche feierlich weihen.

Der Entwurf zu unserem Gotteshaus stammt von dem Architekten G. Goebgens. Die künstlerische Gestaltung des Innenraumes übernahm der Aachener Künstler Andreas Dilthey.

Der heilige Philipp Neri

Der heilige Philipp Neri hat der Kirche ihren Namen gegeben. Er wurde 1515 in Florenz geboren, lebte aber die meiste Zeit seines Lebens in Rom und wurde neben dem heilige Petrus bald der "zweite Apostel" dieser Stadt genannt. Er begeisterte durch seine liebenswürdige und fröhliche Art viele Menschen für Gott und seine Kirche.

Um die vielen Menschen, die zu ihm kamen, besser betreuen zu können, gründete sich um ihn eine Gemeinschaft von Priestern - das Oratorium. Nach seinem Tod verbreiteten sich solche Gemeinschaften über die ganze Welt. 1956 wurde auch in Aachen ein solches Oratorium gegründet. Seit vielen Jahren stellt das Aachener Oratorium auch den Pfarrer für die Gemeinde St. Konrad. Als diese Kirche gebaut wurde, lag es nahe, ihr den Namen des heiligen Philipp Neri zu geben und so die Gemeinde unter den besonderen Schutz dieses Heiligen der Freude und der Gottesliebe zu stellen.

Die Form des Dreiecks

Eine immer wiederkehrende Grundform in unserer Kirche ist das Dreieck. Die Zahl "Drei" hat in unserem Glauben eine große Bedeutung.
Die Zahl Drei bezeichnet immer den Bereich des Göttlichen. So glauben wir, dass Gott einer ist in Vater, Sohn und Heiligem Geist.
Die Bauform will darauf hinweisen: Hier ist der Bereich Gottes, der "Wohnort Gottes" unter den Menschen.

Bronzeplatte der Chiesa Nova

Bronzeplatte

Gleich hinter dem Haupteingang findet sich in den Fußboden eingelassen der Grundriss einer Kirche. Es ist der Plan des Oratoriums von Rom mit der Kirche Santa Maria in Valicella, der "Chiesa Nova". Die Bronzeplatte ist eingelassen in einen Marmorstein, in dem ein Herz dargestellt ist, aus dem Flammen hervorgehen. Es ist das Symbol des heiligen Philipp Neri und erinnert an eine Begebenheit, von der berichtet wird, dass der Heilige Geist in Gestalt einer feurigen Kugel in sein Herz gedrungen sei. Seit dieser Zeit war der Heilige von einer unbeschreiblichen Glut erfüllt, die jeder in seiner Nähe spürte. Es war die Glut der Liebe zu Gott und den Menschen.

Die Taufkapelle

Etwas weiter, auf der linken Seite, ist die kleine Taufkapelle. Sie liegt in der Nähe des Eingangs um darauf hinzuweisen, dass die Taufe für den Menschen auch etwas mit dem Eingang zu tun hat - mit dem Eintritt in die Kirche als Glaubensgemeinschaft. 

Erklärungen zum Taufkapellenfenster finden sich weiter unten.

Der Altar

Altar in Philipp Neri

Von der Taufkapelle wird man geradewegs zum Mittelpunkt der Kirche geführt, dem Altar. Um ihn versammeln sich Woche für Woche die Gläubigen zur Meßfeier. Der Altar ist Symbol für Christus selbst.

Der Altar in unserer Kirche ist aus italienischem Marmor. Rund um den Altar sind Ranken von Blättern zu sehen. Es sind die Blätter des Ölbaumes. Dem Öl wird seit alters her heilende Kraft zugeschrieben. Es deutet hin auf das Heil, das vom Altar ausgeht. Es stellt aber auch die Verbindung her zu den Orten der Heilung ganz in der Nähe - dem Klinikum und dem alten "Gut Melaten", wo in vergagenen Jahrhunderten die Aussätzigen der Stadt Aachen gepflegt wurden.
Die Ölbaumranken deuten aber auch die Verbindung zu den anderen Sakramenten der Kirche an (z.B. Taufe, Firmung, Krankensalbung, Priesterweihe). Auch der Altar selbst als Ort des Heiles wurde bei seiner Weihe mit geweihtem Öl gesalbt.
Auf der Vorderseite des Altares zeigt ein Bild die Heilung eines Menschen, der von Geburt an blind war. Wie Jesus ihm durch das Auflegen seiner Hände die Augen öffnet, sollen auch uns die Augen aufgehen, damit wir das große Geheimnis, das auf dem Altar gefeiert wird, sehen und verstehen lernen.
Auf der Rückseite des Altares findet sich wiederum das flammende Herz des heiligen Philipp Neri. Dahinter befindet sich ein Hohlraum, in ihm werden Reliquien des Heiligen aufbewahrt. Reliquien sind z.B. kleine Knochenstücke von Heiligen. Sie werden in Altäre eingemauert und erinnern so an die Frühzeit der Christen, in der man die Meßfeier gern an Märtyrergräbern gefeiert hat.

Der Ambo

Daniel in der Löwengrube - Relief

Rechts vom Altar steht der sogenannte Ambo. Er ist ein Lesepult, an dem im Gottesdienst das Wort Gottes aus der Heiligen Schrift vorgelesen wird. Er ist wie der Altar aus Marmor.
Wenn der Priester oder ein Lektor das Wort Gottes vortragen, stehen sie auf einer Bodenplatte. Sie ist aus verschiedenfarbigem Marmor gestaltet und zeigt den Propheten Daniel in der Löwengrube.
Wegen seiner Treue zu Gott - so berichtet das Alte Testament - wurde Daniel vom König Babylons in eine Grube mit hungrigen Löwen gesperrt. Doch Gott bewahrte ihn auf wunderbare Weise vor dem Tod. Genauso verlangt das Wort Gottes, das am Ambo verkündet wird, Treue, die bereit ist, Nachteile, ja sogar Verfolgung zu erdulden. Als Symbol des Wortes Gottes ist das Buch abgebildet.

Das Altarkreuz

Altarkreuz in St. Philipp Neri

Hinter Altar und Ambo steht ein mächtiges Altarkreuz aus Bronze. Es zeigt nicht die Qualen der Kreuzigung. Vielmehr will dieses Kreuz die Osterbotschaft verkünden, denn aus dem scheinbar toten Holz sprießen Blätter hervor. Sie bilden die vorherrschende Schmuckform des Kreuzes und der Stele, auf der das Kreuz steht. Das Kreuz - Zeichen des Todes und der Qualen - ist für uns Christen zum Baum des Lebens geworden, denn Gott hat seinen Sohn, der am Kreuz starb, vom Tode auferweckt und so auch uns Hoffnung auf dieses neue Leben gegeben.

Glaskunstfenster

Im Jahre 2000 hat der Glaskünstler Michael Scheu zwei farbige Kirchenfenster geschaffen.

Der Glaskünstler zu den Ambo- und Taufkapellen-Fenstern: von Michael Scheu

”(..) Ein solches Glasfenster atmet im gleichen Rhythmus wie die Sonne. Das wandernde Himmelslicht ändert ständig den Einfallswinkel und die Farben leuchten zu jeder Tageszeit anders. (...)”
(Abt Suger, Erbauer der Kathedrale St. Denis, 12.Jahrh.)

Ein von Anbeginn wichtiger und zielsetzender Aspekt für die Entwurfsarbeit ist ein Raumbezug. Die Fenster als Element der vorhandenen Architektur sollen in einen Dialog mit der Struktur und der Zweckbestimmung des Raumes treten. Die vorherrschenden Lichtverhältnisse und die Nutzung des jeweiligen Raumes stecken also (neben anderen Aspekten) die Grenzen, innerhalb derer die Entwürfe sich entwickeln. Ich sehe dies bei meiner Arbeit nie als Einschränkung, sondern eher als Herausforderung. Neben der Inhaltlichen Themenfindung (die sich auch auf die entsprechende Raumsituation bezieht), war also einer der ersten Schritte, zu beobachten welchem Wechsel der Lichtverhältnisse die ”leeren” Fenster im Tagesablauf unterworfen sind. Besondere Beachtung hierbei: die Tageszeiten in denen der Kirchenraum genutzt wird, sowie die jeweilige Himmelsrichtung.

Das Fenster im Altarbereich

Schriften Fenster

Das Fenster, hinter dem Marmorambo im Altarbereich angeordnet, gibt durch seine Position unmittelbar hinter dem Lesepult sein Thema selbst vor: Die Heilige Schrift - das Alte Testament durch eine Schriftbahn in Hebräisch (links), das Neue Testament durch eine Seite der Gutenberg-Bibel in Latein (rechts). Die Zeilenanfänge beider Schriften beginnen in der Mitte der Fensterfläche (Der hebräische Text wird von rechts nach links gelesen!) so, dass hier ebenso wie im Südfenster die Symmetrie betont wird. Im oberen Drittel hinter den beiden Bibelschriften erscheint die Handschrift Philipp Neris, hier als Ausdruck der unverfälschten Mentalität des Heiligen. Die ”Entflammung durch das Wort”, dort wo die drei Texte sich berühren, durch ein helles, feuriges Rot angedeutet, steht für die Auffassung Philipp Neris (...), dass jeder so spreche wie er sich persönlich innerlich gedrängt fühlt, wie es ihm der Heilige Geist eingibt (...). Die Grün-Töne, im unteren Bereich allmählich in Weiß übergehend, symbolisieren das ”Wachsen” (Hoffnung) des Heiligen Geistes im Menschen. Grün, aus Blau und Gelb, der Verbindung von Himmel und Erde zusammengesetzt, ist auch als mystische Farbe zu sehen.
Dass der Lichteinfall hinter dem Ambo von der Gemeinde als zu hell, zu blendend empfunden wurde, macht es erforderlich bzw. erlaubt es, in dieser Situation mit Walzbleiflächen zu arbeiten, in denen die einzelnen Buchstaben als lichte Öffnungen in Erscheinung treten. Das verwendete Opakglas bewirkt einen gedämpften, ruhigen Lichteinfall, zumal das Fenster nach Norden kein direktes Sonnenlicht erhält.
”Das geschriebene Wort ist eben nicht mehr nur Wort, es ist bereits Bild (…)”
(Johannes Schreiter, 1988)

Bei den verwendeten Bibeltexten geht es nicht um eine bestimmte Stelle oder Passage, vielmehr soll die Schrift als Schrift-Bild gesehen werden. Die beiden Schriftarten, die wir nur als Ausschnitt in der Fensterfläche sehen, sollen stellvertretend für das Alte und für das Neue Testament stehen. Sie sollen hier also nicht gelesen, sondern gesehen werden.
Dazu noch einmal Johannes Schreiter (Zitat):
(...) ”Mir geht es mit alten Schriftdokumenten so, dass mich die rein bildhafte Seite dieser Schriften bereits ganz und gar sättigt, die Neugier auf ihre intelligible Botschaft also weitgehend ausbleibt.” (1993)
Eine Schrift kann aber nur dann vom Betrachter als Bild wahrgenommen werden, wenn der Drang, sie zu lesen, dies nicht verhindert, wenn er das Bildhafte nicht verdrängt. In dieser Weise kann also eine unbekannte, altertümliche, nicht auf Anhieb lesbare Schrift als Muster, als Ornament oder wie hier, als bildhaftes Symbol aufgefasst werden.

Tauffenster

Tauffenster

Das Taufkapellenfenster nach Süden ausgerichtet, erhält bei entsprechender Sonne fast über den ganzen Tagesablauf direktes Licht. Außerdem zeigt die Architektur hier eine Besonderheit auf: Durch die aus der Außenfassade herausragende Erkerform des Fensters, durchdringt der Lichtstrahl zeitweilig zweimal die Glasfläche.
Der allererste Sonnenstrahl des Tages, von links kommend, umwandert den Glockenturm und trifft zunächst nur die Spitze des Erkers, die Mittelachse. Genau in dieser Achse wird er von parallel und gerade herablaufenden Opakgläsern gefangen. Um das sehr intensive Licht tatsächlich ”aufzufangen” und zu sammeln werden fest ausschließlich Opakgläser (d.h. Gläser, die das Licht gestreut hereinlassen, aber den Blick nach außen abschirmen). Die dünne milchige Opakschicht verschafft der Fensterfläche Ruhe; die Dinge des Außenbereichs hinter dem Fenster werden nicht zum (u.U. störenden) Bestandteil des Bildes. Die große, die ganze Höhe des Fensters überspannende opale Glasfläche ”öffnet” die Glaswand ein wenig ohne, dass das Material hier schon als transparent empfunden wird.
Die Farbigkeit beschränkt sich auf feinste Abstufungen von Weiß- und Grautönen in unterschiedlicher Dichte. Im unteren Bereich kühle Anklänge von Blau. Das Thema Taufe tritt hier unmittelbar mit dem Motiv Wasser in Erscheinung. Die parallel-strengen Linien der Mittelachse erzeugen im rhythmischen Wechsel von Glas und Blei ein optisches Phänomen, das vom Auge aIs Fließbewegung wahrgenommen wird. In der rechten unteren Ecke verwandelt sich eines der fließenden Bänder in ein warmes Rot. Angedeutet wird hier schon die Taufe mit Feuer:
Matthäus 3,11 ”(...) Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt (...) der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen (...)”.
Und dies ist ebenso ein Verweis auf das Pfingsterlebnis von Philipp Neri, welches ein geplantes Thema für eines der Westfenster ist.

Seitenkapelle

Tabernakel St. Philipp Neri

Im hinteren Bereich der Kirche befindet sich eine Seitenkapelle. Hier ist der Ort, wo das eucharistische Brot, das Allerheiligste, aufbewahrt wird. Der Tabernakel - so heißt der Aufbewahrungsort - ist umgeben von einem großflächigen Marmorbild aus verschiedenfarbigem italienischem Marmor. Es ist ein Torbogen dargestellt, zu dem Stufen emporführen - die erste davon ragt in den Raum herein.

Dieser Torbogen gibt den Block frei auf einen mit einer Vielzahl von Bäumen bepflanzten Garten - den Garten Eden, das Paradies. In der Mitte dieses Gartens steht der Baum des Lebens. Für uns Christen ist das Kreuz der Baum des Lebens, und die Frucht dieses Baumes, die uns mit seiner Kraft verbindet, ist die Eucharistie. Die Tabernakeltür ist aus Bronze gestaltet als das Tor zum Leben, denn Jesus hat von sich gesagt:
"Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben"
(Joh. 14,6)

Ewiges Licht

In jeder katholischen Kirche brennt vor dem Tabernakel ein Öllicht - das Ewige Licht. Damit wird auf die Gegenwart Jesu im eucharistischen Brot hingewiesen. In unserer Kirche erinnert das Ewige Licht, das aus Bronze gegossen wurde, an einen der Tortürme des berühmten Barbarossa-Leuchters aus dem Aachener Dom. In diesem Leuchter sind die Tortürme Stadttore, die in das himmlische Jerusalem hineinführen. Das himmlische Jerusalem aber ist das Bild für die endgültige Gemeinschaft mit Gott, die uns für das Ende der Zeiten verheißen ist. Wir sind noch auf dem Weg dorthin. Wir können uns ausrichten an Jesus. Er ist das Licht der Welt (vgl. Joh. 8,12), dem wir folgen können. In der Kommunion gibt er uns immer wieder neue Kraft für diesen Weg.

Die Glocken

Glocken in St. Philipp Neri

Im Glockenturm, gleich neben dem Eingang der Kirche hängen vier Glocken, die die Gläubigen zum Gebet und zum Gottesdienst rufen. Nach alter Tradition tragen sie die Namen von Heiligen

    1. Marien-Glocke, 440 kg, b'
    2. Philipp Neri-Glocke, 310 kg, c''
    3. Konrad-Glocke, 200 kg, a''
    4. Franziskus-Glocke, 130 kg, f''

Die Glocken wurden am 26. Mai 1991 durch Abt Dr. Albert Altenähr von Kornelimünster geweiht.

Das Turmkreuz

Turmkreuz

Es sei noch auf das Turmkreuz hingeweisen. Es soll weit ins Land sichtbar machen: Hier leben und beten Christen. Hier lebt die Botschaft Jesu, hier lebt Gott unter den Menschen.

Das Gemeindezentrum

Im Anschluss an den Kirchenraum erstreckt sich das Gemeindezentrum. Es wird genutzt für Veranstaltungen mit bis zu 200 Personen, und Kurse aller Art, die das Pfarrleben lebendig machen und erhalten. Auch das Café4you mit dem Kleiderlädchen ist hier angesiedelt.
Im Anschluss daran befinden sich das Pfarrbüro, das Büro des Quartiersmanagement der Stadt Aachen, sowie Konferenzräume, und ein Wohntrakt.

 

 

Quellen:

"Kleiner Kirchenführer durch die Kirche St. Philipp Neri" von Pfr. Bernd Föhr
Kommentare zu den Glaskunstfenstern von Michael Scheu und Johannes Schreiter