Jahrestag 14. September::Fest der Kreuzerhöhung oder das Kreuz mit dem Kreuz
Am 14. September feiert die Kirche das Fest der Kreuzerhöhung. Es erinnert zunächst an die Einweihung der Konstantinischen Basilika über dem Grab Jesu in Jerusalem im Jahr 335. Im gleichen Jahr soll die Kaiserin Helena das Kreuz Jesu aufgefunden haben. Soweit die historische Einordnung.
Es ist schon ein Kreuz mit dem Kreuz. Es ist kein Symbol der Christlichkeit, sondern ein Symbol für Unmenschlichkeit. Dennoch ziert es manchen Hals in Gold oder Silber und auch manche Mitra der Bischöfe.
Es hat Einzug gehalten in unseren Sprachgebrauch:
zu Kreuze kriechen, jemandem das Kreuz brechen, sich im Fadenkreuz einer Krankheit befinden, aufs Kreuz gelegt werden, ins Kreuzverhör nehmen…
Ist das Kreuz damit nicht ein Zeichen für Erniedrigung? Und ein solches Kreuz hängt in den Wohnungen der Christen.
Aber es gibt noch einen anderen Blick auf das Kreuz, an dem Jesus hing. Von den Menschen fertig gemacht, sagt Jesus trotzdem zu seinem Mitgekreuzigten: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ Das ist auch uns zugesprochen in unseren hoffnungslosen Situationen und zwar in aller Verbindlichkeit. Jesus verflucht nicht seine Peiniger, sondern nimmt sie mit ins Gebet: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Er sieht den Untergang seines Lebens nicht als Ende, sondern als Anfang eines neuen Lebens: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ Jesus ist nicht erledigt, sondern er erfüllt seinen Auftrag, den Menschen in den Kreuzen ihres Lebens nahe zu sein. Er durchkreuzt die abgrundtiefe Hoffnungslosigkeit. Damit gewinnt das Fest der Kreuzerhöhung einen neuen Sinn. Wir alle sind in den Kreuzessituationen unseres Lebens gehalten, auch wenn wir es vielleicht nicht immer spüren. Niemand wird gedrängt, das zu glauben. Aber wir alle sind eingeladen. Im Zugrundegehen Jesus am Kreuz hat er den Grund für unsere Hoffnung und Erlösung gelegt über unser irdisches Leben hinaus.
Vielleicht kann ein Kreuz in unseren Wohnungen uns daran erinnern.
Dr. Barbara Geis